Die im literarhistorischen Kanon eher randstndig behandelte Travestie betrifft tatschlich die Mitte eines epistemischen Spannungsfeldes, nmlich das intrikate Verhltnis von provokativem Regelbruch und dem Bestehen eines verbindlichen Regelsystems bzw. Regeldenkens in der Frhen Neuzeit. Die Studie widmet sich daher vergleichend den ersten europischen Travestien berhaupt, den italienischen und franzsischen Aeneis-Travestien, die zwischen 1632 und 1657 entstehen und das autoritative Werk Vergils in einer zum Epos diskrepanten Form imitieren. Dabei lassen die Autoren das inhaltliche Grundgerst unangetastet und erschaffen die komische Diskrepanz vermittels unterschiedlicher Texteingriffe. Entgegen der Forschungsmeinung, dass die Komik der Travestien ausschlielich durch eine formale Herabsetzung entstehe, zeigen die Analysen, dass die Texteingriffe auf formaler wie inhaltlicher Ebene erfolgen. Dabei durchdringen Antike und zeitgenssische Gegenwart einander wechselseitig, wodurch etwas Neues entsteht, das als Produkt komplexer Transformationsprozesse Antikebilder konstruiert, in denen sich zugleich das 17. Jahrhundert manifestiert.