Von 1760 bis 1766 wurde das Grune Schloss in Weimar - ein Renaissancebau aus dem Jahre 1565 - zu einer Rokoko-Bibliothek umgebaut. Es entstand eine kunstlerische Einzelform, die das Rokoko im Allgemeinen in hervorragender Weise reprasentiert. Anhand konkreter Details wie goldfarbener Schlagmetallauflagen, Warmleim-Kreideanstrich, Korbbogen, holzernen Repositorien, Buchern, Pilastern, Kartuschen und vielem mehr legt Achim Ilchmann dar, wie diese Einzelmomente das Ganze, namlich das Rokoko, konstituieren und wie umgekehrt das Rokoko in den Einzelmomenten aufscheint. Die massgeblichen Architekten waren Johann George Schmiedt und dessen Nachfolger August Friedrich Strassburger. Schmiedts Invention war der in die quaderformige Kubatur eingestellte Schmiedtsche Ovalzylinder, der als strukturierende geometrische Bewegungsform raumbestimmend ist. Strassburger verlangerte den Zylinder uber drei Geschosse hinweg. Damit haben beide Baumeister eine genuine kunstlerische Einzelform geschaffen, die in ein ubergeordnetes architektonisches Rokoko-Konzept eingebunden ist. Eine Besonderheit der Bibliothek ist ihre dem Rokoko adaquate Realisation mit ausschliesslich kostengunstigen einfachen Materialien wie Weichholz, Kreidefarbe, Kupfer, Zink und Gips.