Gehort es zu einer liberalen Gesellschaft und einer humanen modernen Medizin, dass Menschen aktiv aus dem Leben scheiden und sich dabei helfen lassen durfen? Ethische Diskussionen uber Sterbehilfe entzunden sich meist an Fallen unheilbar kranker Patienten, die ihr Leben nicht langer ertragen wollen. Wahrend diese Kranken nach geltendem Recht und weit geteilten Uberzeugungen auf lebenserhaltende Therapien aller Art verzichten durfen, wird sehr kontrovers beurteilt, ob sie sich - als ultima ratio - auf ihr Verlangen hin toten oder bei einem Suizid unterstutzen lassen durfen - sei es durch Arzte, Angehorige oder Sterbehilfevereine. Meinungsfuhrende Kritiker warnen davor, dass Patientensuizide zur Normalitat werden konnten, beschworen die Unvereinbarkeit todlicher Hilfe' mit dem arztlichen Ethos und befurchten Ausweitungen auf andere Personengruppen, etwa auf hochbetagte Menschen, die nicht schwer krank, wohl aber lebensmude sind. Doch lasst man sterbewillige Patienten mit dieser Tabuisierung nicht auf unmenschliche Weise alleine? Und sollte nicht das Recht auf Selbstbestimmung gerade in solch existentiellen Angelegenheiten wie dem eigenen Lebensende respektiert werden? In profunder Kenntnis der langjahrigen medizinethischen Debatten analysiert Bettina Schone-Seifert die Landschaft der Sterbehilfe-Fragen und -Argumente und verteidigt entschieden eine liberale Position zur Suizidhilfe.