Es ist umstritten, inwiefern der griechischen Tragodie eine politische Funktion zukam. Die vorliegende Arbeit eroffnet in dieser Diskussion einen neuen Horizont, indem sie die Tragodien, in denen Athen Schutzflehende aufnimmt, als Ausdruck demokratischer Polis-Identitat interpretiert. Die Asylstucke werden unter zwei Fragestellungen analysiert: Zum einen wird das Asyl als identitatskonstituierendes Motiv untersucht. Zum anderen wird die spezifische Bedeutung der Tragodie bei der Konstitution von Polis-Identitat durch einen Vergleich mit den Grabreden herausgearbeitet. Grundlage dieser kulturgeschichtlichen Untersuchung sind rezeptionsasthetische und narratologische Ansatze und die kritische Auseinandersetzung mit Theorien der kollektiven Identitat und des kulturellen Gedachtnisses.