Trotz ihrer Abgeschlossenheit waren Irrenanstalten als totale Institutionen um 1900 unterschiedlichen sozialen und politischen Einflussen ausgesetzt, die die bestehenden Ordnungen in den Anstalten erschutterten und teilweise Neustrukturierungen verlangten. Zudem provozierten die Einweisungspraxis und die Modalitaten der Irrsinnserklarung eine wachsende offentliche und literarisch-kunstlerische Kritik, die auch in Romanen und Theaterauffuhrungen deutlich artikuliert wurde. Verstarkt wurde diese Bewegung durch eine Irrenrechtsbewegung, in der betroffene Personen und deren Unterstutzer organisiert waren. Die mit Hilfe von Printmedien mobilisierte kritische Offentlichkeit stellte die Psychiater vor deutliche Herausforderungen, auf die der Berufsstand mit unterschiedlichen Strategien zu antworten suchte. Zu diesem Themenkomplex lasst Heinz-Peter Schmiedebach in seiner Darstellung Psychiater, Insassen, Psychiatriekritiker, Personen aus dem Pflegebereich sowie Literaten und Autorinnen zu Wort kommen.