Die lateinische Lehrdichtung der Fruhen Neuzeit ist ein von der modernen Forschung bis heute nur wenig beachtetes Phanomen, dem sich der vorliegende Band auf weiter Ebene widmet: die diskutierten Texte erstrecken sich uber einen Raum von Italien bis Brasilien und eine Zeitspanne vom ausgehenden 15. bis zum spaten 18. Jahrhundert. Neben grundlegenden Fragen zur Gattung des fruhneuzeitlichen Lehrgedichts, das mit seinen vielseitigen Auspragungen eine Herausforderung fur strenge Klassifikationsmodelle darstellt, bieten die Analysen einen Einblick in die Strategien dichterischer Wissensvermittlung, bei der neben wissenschaftlichen Themen nicht zuletzt gesellschaftliche und politische Zusammenhange im Fokus stehen. Die Publikation richtet sich an ein fachkundiges Publikum, gibt jedoch durch Ubersetzungen und ausfuhrliche Paraphrasen der Originaltexte auch Interessierten ohne Lateinkenntnisse die Moglichkeit, dieses in der Fruhen Neuzeit beliebte Genre in seiner ganzen kulturellen Bandbreite sowie seinem enormen Einfluss auf volkssprachige Dichtung kennenzulernen und zu erkunden, wie wissenschaftliche Dichtung zu einer Zeit funktionieren konnte, in der Literatur und Wissenschaft noch keine getrennten Bereiche darstellten.