Die Grand Opera des 19. Jahrhunderts stellt sich als ein Vexierbild dar. Auf den ersten Blick zeigt sie sich als Vergnugungsapparat zur Erzeugung visueller und emotionaler Sensationen. In dieses Bild aber schreiben sich die Zuge eines Seismografen ein, der die gesellschaftlichen Erschutterungen im Zeitalter der Revolutionen prazise verzeichnet. Die Schnittlinie beider Ansichten durchquert die Grand Opera als "Kraftwerk der Gefuhle" (A. Kluge). In ihm kehren die verdrangten Erfahrungen und Traumata von Terror, Umbruch und Rebellion als fremde Leidenschaften wieder. Sie bieten die Chance der Wiederaneignung und Transformation der in die Gegenwart ragenden Vergangenheit. Das Buch untersucht die Szene der Grand Opra und geht den Spuren ihres Nachlebens in Inszenierungen und Werken des zeitgenssischen Musiktheaters nach. Mit Gastbeitrgen von Merle Fahrholz, Anselm Gerhard und Klaus Zehelein. Die Arbeit des Forschungsprojekts "Das Theater der Wiederholung" von Gnther Heeg wird mit einem zweiten Band zum Reenactment fortgesetzt.