Die Welt der Naturwissenschaften kennt nur materielle Gegenstande, Baume, Hauser, Organismen, die alle aus Materieteilchen zusammengesetzt sind. Aber erschopft sich das Inventar unserer Welt in physischen Einzeldingen und deren Eigenschaften? Gibt es nicht auch Geld, Kunstwerke, Gesetze und die Eigenschaften, Bundesprasident oder Brieftrager zu sein? Sind diese Gegenstande und Eigenschaften Dinge oder Entitaten sui generis oder lassen sie sich auf naturwissenschaftlich beschreibbare Objekte, auf Atome, Quarks, Elektronen o.a. zuruckfuhren? Die analytische Philosophie hat in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten das Thema der Ontologie des Sozialen wieder in den Fokus der vorrangig angelsachsischen Diskussion gestellt. Jedoch zeigt ein Blick auf das Mittelalter, dass bereits im 13. und 14. Jahrhundert eine Menge an Texten verfasst wurde, die sich auf verschiedene Weisen mit diesem Thema beschaftigten. Auf welche Weise haben mittelalterliche Autoren das Sein von sozialen Gegenstanden, von Gesellschaften und von Institutionen konzipiert? Diese Hauptfrage soll anhand ausgewahlter mittelalterlicher Texte (ca. 1260 bis ca. 1350) beantwortet werden. Dabei geht es auch um die Fragen nach der Naturlichkeit der menschlichen Gesellschaft und nach dem Verhaltnis des Individuums und dessen Natur zum Ganzen der politischen Gemeinschaft.