Die Tagebuchaufzeichnungen Jahre 1810 bis 1813 beinhalten die einzigen Jahre in Ludwig Vinckes Leben in denen er als Privatmann wirtschaftete. Er erfullte sich einen seiner Lebenswunsche, als Landwirt und Familienvater tatig werden zu konnen. Die Ehe mit Eleonore von Syberg ermoglichte ihm, das Gut Ickern bei Castrop pachten zu konnen. Die unterschiedlichen Erwartungen der beiden Neuvermahlten an das Eheleben fuhrten indessen fruh zu Reibungen. Als Landwirt hatte Vincke sich mit den Agrarreformen des Groaherzogtums Berg auseinander zu setzten. Dem Umwandlungsprozess der gutsherrlich-bauerlichen Verhaltnisse in landwirtschaftliches Eigen Gut begegnete Vincke mit unerwarteter Resistenz. Er gehorte zu den aktiven Gegnern der Reformburokratie. Politisch fand er sich indessen mit der neuen napoleonischen Landesherrschaft ab. Er wurde ein zwar inaktiver aber loyaler Burger des Groaherzogtums. Die verbreitete Ansicht, Vincke habe in dieser Zeit insgeheim die Insurrektion vorbereitet erweist sich als Geschichtslegende. Auch seine vielzitierte "Verhaftung" 1813 widersprach dem nicht. Vincke fuhlte sich vollig zu Recht unschuldig verfolgt. Dennoch sind die Jahre zwischen 1810 und 1813 von einem schwelenden Konflikt gepragt. Seinem ursprunglichen Lebensziel, sich im offentlichen Dienst dem Gemeinwohl zu verpflichten stand der Ruckzug ins Privatleben entgegen. Bereits sein Demissionsgesuch 1810 stand unter diesem Zwiespalt. Das Jahr 1813 brachte die Umkehr. Vinckes Entscheidung zur Ruckkehr in den preuaischen Staatsdienst nach der Volkerschlacht bei Leipzig wurde von Skrupeln gepragt. Der Schritt, der ihn in seiner weiteren Laufbahn zu einem Mythos eines regionalen Beamten werden liea, wurde von Zweifeln und Unwagbarkeiten gepragt.