Der Intellektuelle ist tot. Es lebe der Intellektuelle! Wiederholt totgesagt prasentiert er sich hochst vital als Teil einer renovierten Ideengeschichte - der Intellectual History. Sie interessiert sich weniger fur ewige Weisheiten samt schmuckender Aphorismen oder theoretischer Lehrgebaude, sondern vielmehr fur die Dynamik und die Konflikthaftigkeit politischer Deutungskampfe. Sie in ihrer ganzen Lebendigkeit zu erfassen, hat nur wenig mit staubig-antiquarischen Textstudien einer altmodischen Geistesgeschichte zu tun. Die Macht der Ideen zeigt sich erst anhand ihrer Entstehungs- und Entfaltungsbedingungen, anhand eines Ringens um kulturelle Hegemonie, um Aufmerksamkeit in Medien und Offentlichkeit. Ihr Engagement in solchen Wirkungsraumen des politischen Denkens lasst die Intellektuellen als zentrale Akteure der Ideengeschichte lebendig werden. Im 20. Jahrhundert, diesem unruhigen "Zeitalter der Extreme", durchliefen Geistesarbeiter vielfltige Metamorphosen zwischen Anpassung und Unabhngigkeit. Dem Bild heldenhafter Einzelkmpfer und rckgratstarker Nonkonformisten, das sie gerne von sich selbst zeichneten, entsprachen sie nicht immer. Alexander Gallus zeigt Wege einer akteurszentrierten und kontextorientierten Geistesgeschichte auf. Im Mittelpunkt steht die Figur des Intellektuellen in krisenhaften Zeiten. Was zeichnet ihn aus? Welche Rolle - ob als Parteiarbeiter, Berufskritiker oder Experte - nimmt er wahr? Wie positioniert er sich im ideologischen Weltbrgerkrieg?