Die Sexualitats- und Beziehungsmuster der heutigen Jugend' werden in der Forschung zumeist als egalitar, freizugig und partnerbetont beschrieben. Sexuelle Werte wie Doppelmoral und Jungfraulichkeit seien durch den Wert des romantischen Liebesideals abgelost worden. Sexualitat wurde nunmehr vornehmlich in festen, exklusiven, wenn auch mitunter kurzen Beziehungen mit dem Gebot der sexuellen Treue gelebt. Doch stimmt das so uberhaupt? Wird hier nicht die Projektion einer braven' Mittelschichtssexualitat verallgemeinert? Welche sexuellen Werte und Lebensstile finden sich demgegenuber in einem Milieu, dessen Lebenslage als prekar bezeichnet werden kann? Die vorliegende Interviewstudie geht aus einer kritischen Milieuperspektive der Frage nach, wie Jugendliche aus prekaren Berliner Milieus ihre Sexualitat erleben und gestalten.