Drei wichtige Manuskripte aus dem Nachlass von Richard Schaeffler - er lebte von 1926 bis 2019 - versammelt dieses Buch, erganzt um eine Reflexion zur Theodizee und vier Beitragen des Herausgebers uber Leben und Werk des bedeutenden Philosophen. Die bisher unbekannten, autobiographisch gepragten Texte Schaefflers, die er kurz vor seinem Tod dem Herausgeber fur eine spatere Veroffentlichung uberlie, erscheinen hier erstmals. Bei naherem Hinsehen zeigt sich, dass Denken und Leben bei Schaeffler zu einer Einheit verschmelzen: Durch Lebenserfahrung angestoen, eroffnet uns das Denken die Moglichkeit einer Versohnung mit der eigenen Lebensgeschichte. Das gilt in besonderer Weise fur die Erfahrung von Leid, die Schaefflers Leben vor allem in der Jugend - als Halbjude in der Zeit des Nationalsozialismus - und im Alter - angesichts von Krankheit und Siechtum - pragte. Wie kann Philosophie mit Leiden und Endlichkeit umgehen, ohne der Verzweiflung zu verfallen? Dem Leser gibt Schaeffler Zeugnis von seiner Selbstverstandigung als Wissenschaftler: dass namlich Philosophie nur dort ihren Namen verdient, wo sie nicht in der weltentruckten Beschaulichkeit eines Gelehrtenzimmers betrieben wird, sondern - als Lebensform eingeubt und erprobt - ihren Ausgang nimmt in den eigenen (Leid-) Erfahrungen - der Erfahrung bedrangender menschlicher Endlichkeit. Das Leben ist der Prufstein des Denkens.