Mit der netzwerkmaigen Internationalisierung von Produktionsaktivitaten werden zwar Voraussetzungen fur eine effektive und effiziente Produktion im globalen Wettbewerb geschaffen. Globale Produktionsnetzwerke erweisen sich allerdings bei kurzer werdenden Produktlebenszyklen und einer damit steigenden Bedeutung des Faktors Zeit als zunachst einmal kritisch hinsichtlich einer schnellen Markteinfuhrung neuer Produkte. Denn gegenuber einer zentral angelegten Produktion sorgen sie je nach Konfiguration fur einen gestiegenen und dabei zeitintensiveren Koordinationsbedarf. Das trifft insbesondere auf die Phase des Produktionsanlaufs neuer Produkte zu: In dieser zeitkritischen Phase ist nicht nur die typische Herausforderung einer Abstimmung zwischen dem Entwicklungs- und Produktionsbereich zu bewaltigen; vielmehr gilt es eine zeitliche, qualitats-, quantitats- sowie kostenbezogene Abstimmung zwischen den international gestreuten und interdependenten Produktionsstandorten im Netzwerk herbeizufuhren. Dieser zeitintensive Koordinationsbedarf steht jedoch in starkem Konflikt mit dem zunehmenden Zeitdruck aufgrund verkurzter Produktlebenszyklen. Eine zielgerichtete Koordination der am Anlauf beteiligten Unternehmensstandorte, -funktionen und -mitarbeiter mittels geeigneter Instrumente kann daher als Kernherausforderung des Managements globaler Produktionsnetzwerke bezeichnet werden; wird sie nicht bewaltigt, ist nicht nur eine erfolgreiche Produkteinfuhrung, sondern auch die vollstandige Realisierung der Produktionsnetzwerken an sich innewohnenden Potenziale gefahrdet. Bisherige Untersuchungen fokussieren uberwiegend einzelne Koordinationsaspekte, wie technische Anderungen seitens der Entwicklung, oder Probleme der Lieferantenintegration aus interorganisationaler Perspektive. Dabei wird vernachlassigt, dass es sich bei Anlaufen heutzutage nicht mehr um rein nationale Projekte handelt, sondern diese sich zu standortubergreifenden, internationalen Prozessen entwickelt haben. Ziel dieser Dissertation ist es daher, spezifisch das Einwirken der internationalen Dimension" globaler Produktionsnetzwerke auf die Koordination der Anlaufphase zu untersuchen. Hierzu wurde basierend auf dem Kontingenzansatz, einschlagiger Literatur und einer empirisch-basierten Vorstudie ein konzeptioneller Bezugsrahmen entwickelt, der im Wesentlichen aus drei Elementen besteht: (1) Kontextfaktoren des anlaufbezogenen Koordinationsbedarfs, (2) spezifische Koordinationsprobleme bei globalen Anlaufen und (3) unterschiedliche Koordinationsinstrumente, von denen ein Beitrag zur Bewaltigung der Probleme zu erwarten ist. Auf dieser Grundlage wurde in einem zweiten Schritt eine empirische Untersuchung durchgefuhrt. Mittels einer Mehrfachfallstudie konnten detaillierte Einblicke in die Zusammenhange zwischen den Elementen des Bezugsrahmen gewonnen werden. Genauer wurde den Fragen nachgegangen, inwieweit sich in verschiedenen Netzwerkkonfigurationen Unterschiede in der Bedeutung einzelner Koordinationsprobleme und dem Einsatz von Koordinationsinstrumenten identifizieren lassen. Ausgehend davon wurden praktische Gestaltungsempfehlungen hinsichtlich der instrumentellen Handhabung von Koordinationsproblemen abgeleitet.