Erich Auerbachs Interesse am Konkreten weitergedacht: Praktiken des Lesens, (post-)globale Weltliteratur, "judische Philologie" und Wissen im Exil. Erich Auerbach (1892-1957) gilt als eine der Grundungsfiguren einer Kulturwissenschaft, der es um die Verbindung von Kultur und sozialer Wirklichkeit geht. Dabei berucksichtigt der Romanist stets das philologische Detail: Statt das Allgemeine im Begrifflichen festzustellen, soll es in seiner unterschiedlichen figurativen Dynamik beschrieben und jeweils im konkreten historischen Einzelnen, Korperlich-Materiellen, Alltaglichen aufgesucht werden. Aus diesem "Leib der Zeit" gewinnt Auerbach seine Konzepte wie Mimesis, Figura, Stil und Weltliteratur. Der Sammelband, der aus einer internationalen Tagung anlasslich der Grundung des Erich Auerbach Institute for Advanced Studies in Koln hervorgegangen ist, fragt nach den Konsequenzen dieser Vorsicht gegenuber der fixierenden Abstraktion fur die aktuelle Forschung. Im Fokus stehen methodische Zugange wie der Einfluss von Auerbachs Praxis des Lesens auf aktuelle Debatten um "close" und "distant reading", ideengeschichtliche Konstellationen u. a. Auerbachs Situierung im Kontext einer "judischen Philologie" und die Bedeutung seines Weltliteraturbegriffs fur das Post-Globale sowie nicht zuletzt Auerbachs konkrete Lebenssituation im turkischen Exil nach der Vertreibung durch die Nationalsozialisten. Mit Beitragen von: Friedrich Balke, Matthias Bormuth, Rudiger Campe, Kader Konuk, Niklaus Largier, Gesine Muller, Jane O.Newman, James I. Porter u. a.