Die Einzigartigkeit und eine schwierige theoretische Erfassbarkeit der Sprachsituation in Belarus fordern von der Soziolinguistik eine Hinwendung zur Innenperspektive – zu Spracheinstellungen der Sprachverwender, an deren umfassenden Auswertung, die der Komplexität und der Interdisziplinarität des Forschungsgegenstandes gerecht wäre, es fehlt. Das methodische Desiderat ist ein allgemein gültiges Analysemodell von Spracheinstellungen und eine Auswertungsmethode der Diskurse bei ihrer Untersuchung. Auf der Grundlage des sozialpsychologischen Einstellungsmodells und der diskurslinguistischen Mehr-Ebenen-Analyse wird ein Analyseinstrumentarium entwickelt, mit dem die semantische und argumentative Architektur des Forendiskurses über Belarussisch, die diskursiven Grundpositionen, die einzelnen Einstellungskomponenten und die typischen pro- und contra-Argumentationsstrategien systematisch und differenziert erfasst werden. Neben empirischen Erkenntnissen für die Gestaltung sprachplanerischer Tätigkeit in Belarus liefert diese Arbeit ein System von Argumentationsmuster (Topoi), das als Referenzbasis für vergleichbare Studien verwendbar ist, um generalisierend Argumentationstypologien in Bezug auf indominante Nationalsprachen aufzustellen.