Was bedeutet es, deutsch" zu sein? Wie entstehen Identitaten in der offentlichen Kommunikation? Die vorliegende Studie versucht, eine Antwort aus der Perspektive einer multimodalen Linguistik zu geben.Ausgangspunkt ist die konstruktivistische Annahme, dass es auf eine solche Frage nicht nur eine richtige Antwort geben kann: Identitaten - und damit auch Konzeptionen des Deutschseins - sind immer an Menschen gebunden, die sie als das, was fur sie der Fall ist, kommunikativ entwickeln, umkampfen und tradieren. Exemplarisch werden in der Arbeit Muster und Strategien der multimodalen Konstruktion von Identitat am Beispiel des Afrodeutschseins nachgezeichnet, das seit den 1980er Jahren im bundesdeutschen Raum explizit reflektiert und begrundet wird. Dabei werden Aspekte der kritischen Reflexion von Rassismus deutlich, die nicht nur in der Auseinandersetzung mit dem Thema in den beginnenden 2020er Jahren eine Rolle spielen, sondern seit fast 40 Jahren rekurrent begegnen. Jenseits des konkreten Beispiels liegt das zentrale Ziel der Arbeit darin aufzuzeigen, dass sich kommunikative Prozesse nicht auf den Gebrauch von Sprache beschranken. Sie sind ganz wesentlich vom Zusammenspiel von Sprache und anderen Zeichenressourcen bestimmt, wie Typografie und Stimmgestaltung, Gestik und Mimik, Bildern oder Musik - ein Sachverhalt, der zunehmend in den Fokus gebrauchsorientierter linguistischer Studien rucken sollte.