Strafen ist ein Alltagsphanomen. Nicht nur der Staat droht normubertretenden Burgern Strafen an, auch Eltern konnen ihre Kinder, Lehrer ihre Schuler und Partner einander durch soziale Sanktionen wie den Entzug von Anerkennung oder soziale Ausgrenzung strafen. Weil Strafen oft mit der Zufugung erheblichen Leidens einhergehen, sind sie rechtfertigungsbedurftig. In diesem Buch wird die in der Philosophie seit jeher thematisierte Frage nach der Rechtfertigung staatlichen wie sozialen Strafens erneut gestellt. Klassische philosophische Positionen zum Problem der Strafrechtfertigung werden kritisch rekonstruiert, um diejenigen Elemente in ihnen zu isolieren und zusammenzufuhren, die sich als kritikresistent erweisen. Das Resultat ist eine Theorie, die am Praventionsgedanken als Kriterium der Strafrechtfertigung orientiert ist, aber zugleich an einer Vergeltungstheorie in einer spezifischen Lesart, namlich als einer Theorie des Strafverstehens, festhalt. Sie unterscheidet zwischen nicht-moralischen Grunden fur das Strafen und moralischen Grunden dagegen und erkennt an, dass es ein nicht aufhebbares Spannungsverhaltnis zwischen zweckrationalen Grunden fur das Strafen und moralischen Grunden dagegen gibt.