In den vergangenen Jahren ist der Jansenismus wiederholt in den Interessenfokus der Forschung geruckt, motiviert v.a. durch die Erforschung frommigkeitlicher Praktiken. Wahrend die Forschungslage fur Flandern, Frankreich und Italien seit Beginn der konfessionsgeschichtlichen Forschung vergleichsweise gut ist, wird der Jansenismus im deutschsprachigen Raum erst seit den 1970er Jahren intensiver erforscht, doch hat sich erst in jungster Zeit die theologische Forschung intensiviert. Dabei ist aus dem Blick geraten, dass der Jansenismus auch im deutschsprachigen Raum (neben unzahligen Gegnern) zahlreiche Fursprecher und Forderer hatte. Im Sinne der materialitatsgeschichtlich fundierten Netzwerk- und Kommunikationsforschung fragen die Beitrage des vorliegenden Bandes nach den Akteuren, die den Jansenismus im Alten Reich forderten - sei es im Sinne der adligen Patronage (Mazenatentum), sei es durch Ubersetzung oder durch Druck und Vertrieb jansenistischen Schrifttums. Sichtbar werden soll durch einen solchen Zugang das konkrete Interesse am Jansenismus, aber auch die Instrumentalisierung des Jansenismus fur unterschiedliche - durchaus divergierende - Zwecke. Auf der einen Seite stehen Ansatze der neueren Studien zur Materiellen Kultur, auf der anderen die klassische Buch- und Lesergeschichte, Sozietatsgeschichte, Netzwerkforschung und Rezeptionsforschung. Uber die engeren Fragestellung der (katholischen) Theologie hinausgehen, zeigen die Beitrage die transkonfessionelle Relevanz des Phanomens fur Literatur, Kunst, Netzwerkbildung und Buchhandel auf.