Die Bibliothek des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts Boddeken in Westfalen wurde im 15. Jahrhundert innerhalb weniger Jahrzehnte durch eine umfassende Schreibtatigkeit insbesondere der Priestermonche aufgebaut und erlangte sowohl durch ihre beruhmte Sammlung von Legendarien als auch durch ihre Verbreitung in vielen Tochterkonventen herausragende Bedeutung. Sie fand in einem um 1479 neu gebauten Ostflugel der Klausur ihren nahezu unverandert erhaltenen Ort, in dem bis heute bauzeitliche Wandmalereien von der Aufstellungssystematik Zeugnis ablegen. Der Band widmet sich der Bibliothek in ihrer raumlichen Gestalt, in ihrer uber eine umfassende Rekonstruktion des Bestandes erschlossenen inhaltlichen Systematik und in der Ausgestaltung der inzwischen weltweit verstreuten Handschriften des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts. So gelingt nicht nur eine Rekonstruktion des geistigen Horizontes des Boddeker Klosters wahrend seiner Blutezeit als Reformkloster, sondern vor allem eine kunsthistorische Wurdigung der dabei hervorgebrachten, qualitatvollen Malerei, die bisher kaum beachtet wurde. Ein Katalog der bekannten Handschriften aus Boddeken macht den Band zu einem wichtigen Kompendium fur weitere Forschungen.