Mein Laden im Schlachthofviertel ist gerade mal funf Minuten von der Theresienwiese entfernt. Normalerweise spielt das keine Rolle, denn die Theresienwiese ist ein ziemlich reizloses steiniges Gelande, topfeben, ohne Baum und Strauch. Aber einmal im Jahr findet dort mindestens vierzehn Tage lang das Oktoberfest statt, das der Munchner dieses steinigen Gelandes wegen Wiesn nennt. Wilhelm Gossec ist Antiquitatenhandler, besser gesagt Trodler, und das Oktoberfest ist auch fur ihn ein gutes Geschaft, schon im September stellt er sein Geschaft fur die auslandischen Gaste auf Bavarica um. Eines Abends, als Gossec es sich gerade in der Wohnung hinter dem Laden gemutlich machen will, hort er ein Klatschen auf dem Pflaster und sieht einen Mann da liegen, ausgeraubt, eine Bierleiche. Gossec findet in seinen Taschen nur noch eine Einladung von der Firma Global Real Estate fur das Kaferzelt und eine Visitenkarte. Nach der handelt es sich um den Abgeordneten Ernst Hirschbock aus Niederottling. Ein Landtagsabgeordneter, eine global agierende, borsennotierte Immobilienfirma, ein Munchner Scherbenviertel, in dem die Leute aus ihren billigen Wohnungen hinaussaniert werden sollen mehr braucht Max Bronski nicht, um einen Krimi zu erzahlen, in dem die Korruption das Selbstverstandlichste auf der Welt ist, wurde nicht manchmal einer aus lauter Gier uber das Ziel hinausschie en und ware da nicht Gossec mit seinem vollig uberholten Gerechtigkeitssinn.