Im psychoanalytischen Sinne schutzt Widerstand vor unertraglichen Erfahrungen in der Behandlung. Politisch richtet sich Widerstand gegen ungerechte Herrschaft. Fursorge findet im Sozialen statt und ist mit christlichen Vorstellungen verbunden. Politisch bedeutet Fursorge Sozialstaatlichkeit und Solidaritat. Doch neoliberale Tendenzen in der Arbeitswelt verlangen zunehmend Selbstfursorge, die fur den Einzelnen mit (zu) hohen Leistungsforderungen einhergeht. Die psychoanalytische Sozialpsychologie wendet sich dagegen, aus Ungluck und Leid, das den Subjekten gesellschaftlich widerfahrt, eine Privatsache zu machen. Insgesamt verstehen die Autorinnen und Autoren dieses Bandes die Begriffe Widerstand und Fursorge als historisch spezifische Formen des Umgangs der Subjekte mit gesellschaftlichen Veranderungen. Widerstand und Fursorge sind weder gegensatzliche noch zwingend zusammengehorende Pole, sondern gesellschaftliche Phanomene, denen sich eine psychoanalytische Sozialpsychologie zuwendet.