Katholisch oder evangelisch? - Lange Zeit war diese Frage im Oberosterreich des 16. Jahrhunderts kaum zu beantworten, denn neben dem dominierenden Luthertum pragten verschiedenste Stromungen das Land. Als Beispiel dieser Vielfalt gewahrt die im Jahr 1580 entstandene Quelle "Agenda oder Hanndt Buechlin" im Codex 107 der Stiftsbibliothek Kremsmunster einen einzigartigen Blick in das konkrete liturgische Leben einer Landpfarrei. Die im historischen Kontext erschlossene Handschrift erweist sich als originelle und pastoral ausgerichtete Interpretation der Diozesantradition Passaus, die der Autor Sebastian Krabler mit zeitgenossischen Texten etwa aus Salzburg erganzte - und dabei auch den Ruckgriff auf reformatorische Anliegen und liturgische Bucher nicht scheute.